Heute wissen wir, dass Stress unsere psychische und physische Gesundheit gefährdet. Trotzdem tappen wir in unserem alltäglichen Leben immer wieder wie ferngesteuert in die gleichen Stressfallen. Achtsamkeit ermöglicht uns, in Stresssituationen bewusst zu agieren, anstatt mit automatisierten Verhaltensmustern zu reagieren, so dass wir mehr Handlungsmöglichkeiten erhalten und einen kühleren Kopf bewahren. Sie unterstützt uns auch dabei, Stressfaktoren in unserem Leben früher wahrzunehmen. So können wir unnötigem Stress rechtzeitig aus dem Weg gehen.
Unser modernes Leben ist eine Ansammlung von Stressfaktoren. Der Terminkalender ist voll mit vielen großen und kleinen Verpflichtungen. Zeit für notwendige Erholungsphasen oder Entspannung? Fehlanzeige. Dadurch schaltet unser Gehirn auf Autopilot, und wir haben das Gefühl, nur noch zu funktionieren anstatt unser Leben aktiv gestalten zu können.
Finden wir dauerhaft keinen Ausgleich zwischen Stress und Entspannung, schädigen wir unseren Körper und unseren Geist. Unser Immunsystem läuft dauerhaft auf Hochtouren und kann der Belastung irgendwann nicht mehr standhalten. In der Folge werden wir krank, oft sogar chronisch und auch unsere Psyche leidet. Burnout, Ängste und andere körperliche psychische Symptome können die Folge sein. Manchmal treten diese Folgeerscheinungen auch mit einer zeitlichen Verzögerung auf, so dass wir sie nicht mehr mit einem bestimmten Stressauslöser in Verbindung bringen.
Ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen und unser Wohlbefinden durch Stress dauerhaft beeinträchtig, kann es lange Zeit dauern, bis Körper und Psyche sich davon erholen. Es ist also wichtig, geeignete Methoden zu erlernen, die uns dabei unterstützen können, unser inneres Gleichgewicht wiederzufinden und unsere Stressanfälligkeit zu senken. Eine Methode, die seit Jahren sowohl im therapeutischen wie auch präventiven Bereich der Stressbewältigung an Bedeutung gewinnt, ist die Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, die uns dazu befähigt, einen Moment völlig wertungsfrei und freundlich zu betrachten und anzunehmen, selbst dann, wenn er stressig ist. Wir treten gedanklich einen Schritt zurück, werden zum Betrachter der Szenerie und halten inne. Diese Position des Beobachters eröffnet uns eine neue Wahrnehmung unserer Gefühle, Gedanken und körperlichen Befindlichkeiten. Oft reicht dieser Moment des Innehaltens allein schon aus, um eine Situation vollkommen anders zu erleben. Es schärft unser Bewusstsein für die Dinge, wie sie sind, und eröffnet neue Handlungsalternativen. Je größer unser Fähigkeit wird, den Moment zu spüren und auf uns wirken zu lassen, desto mehr Gelassenheit und Lebensfreude entwickeln wir in unserem Leben.
Vielen Menschen erscheint diese Idee zunächst paradox. Wie soll das gehen? Und ist das nicht furchtbar schwierig? Aber Achtsamkeit ist erlernbar, wir können sie trainieren wie einen Muskel. Dabei ist Achtsamkeit keine Modeerscheinung. Sie hat ihre Wurzeln in einer zweieinhalbtausend Jahre alten Meditationspraxis, deren Übungen an die Neuzeit angepasst sind. Ihre Wirksamkeit ist durch eine zunehmende Anzahl wissenschaftlicher Studien belegt.
In meinen therapeutischen Einzelsitzungen und Kursen unterstütze ich Sie mit Hilfe achtsamkeitsbasierter Verfahren darin, mit den Geschehnissen des Lebens besser klar zu kommen, eine neue, bewusstere Haltung einzunehmen und mehr Gelassenheit zu entwickeln. Auch wenn Sie nicht sofort einen Kurs besuchen oder eine Einzeltherapie beginnen möchten, gibt es ein paar einfach Übungen und Tipps, die Sie im Alltag unterstützen können. Die meisten dauern nur ein paar Minuten, so dass Sie dafür auch in stressigen Zeit finden können.
Sie haben gerade sehr viel um die Ohren und wissen nicht mehr, wo Ihnen der Kopf steht? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, richten Sie die Aufmerksamkeit kurz auf Ihren rechten, dann auf den linken Fuß. Wie fühlen sich die Füße an? Nehmen Sie bewusst ein oder zwei tiefe Atemzüge. Diese Übung dauert nur wenige Sekunden, aber sie hilft, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und im Moment anzukommen.
Nehmen Sie sich nach dem Aufwachen ein paar Minuten Zeit, um Ihren Körper und Ihre Gedanken wahrzunehmen und vielleicht kurz darüber zu reflektieren, mit welcher Haltung Sie in den Tag starten wollen.
Führen Sie kleine Rituale in Ihren Alltag ein. Das kann eine Tasse Tee oder Kaffee am Nachmittag sein, bei der niemand Sie stören darf und Sie einfach nur aus dem Fenster schauen.